Interview mit Rutger Bregman über seine Rede in Davos (FR 10.2.19):
"[...] Ich fühlte mich immer unwohler mit der Veranstaltung. Am Freitag sollte ich auf einer Diskussionsrunde über mein Buch „Utopien für Realisten“ sprechen. Aber ich tat etwas anderes. Ich bereitete eine kurze Rede über Steuern vor. Ich dachte mir: Ich habe es nicht nötig, noch einmal zum World Economic Forum eingeladen zu werden, ich halte meine Rede einfach. Die Reaktion im Raum war zwar ziemlich aggressiv, aber ansonsten passierte nicht viel. Ich reiste nach Hause nach Amsterdam, ich hatte ein ruhiges Wochenende, und am Montag explodierte es. [...]
Ich erhalte täglich Dutzende Interviewanfragen aus der ganzen Welt. Ich bin nicht ganz sicher, wie ich damit umgehen soll. Meine Botschaft ist ziemlich einfach: Wir brauchen höhere Steuern für Reiche in Ländern, die immer ungleicher werden. Wir brauchen Vermögenssteuern, wir müssen zurückkehren zu den Erbschaftssteuern und wir brauchen höhere Spitzensteuersätze, so wie in den 50er- und 60er Jahren. Und wir müssen hart gegen Steuerparadiese wie die Niederlande, mein Heimatland, vorgehen. [...]"
sieh auch:
Rutger Bregman: Utopien für Realisten
"Die Zeit ist reif für die 15-Stunden-Woche, offene Grenzen und das bedingungslose Grundeinkommen
Was sind heute die großen Ideen?
Historischer Fortschritt basierte fast immer auf utopischen Ideen: Noch vor 100 Jahren hätte niemand für möglich gehalten, dass die Sklaverei abgeschafft oder die Demokratie wirklich existieren würde. Doch wie begegnen wir den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, des Familienlebens, des gesamten globalen Gefüges? Der niederländische Vordenker Rutger Bregman sagt: «Das wahre Problem unserer Zeit ist nicht, dass es uns nicht gut ginge oder dass es uns in Zukunft schlechter gehen könnte. Das wahre Problem ist, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können.» Wir müssen es wagen, das Unmögliche zu denken, denn nur so finden wir Lösungen für die Probleme unserer Zeit."
(rowohlt.de)
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