Freitag, 23. November 2018

Sollten Ex-Kolonien ihre Kunst zurückerhalten? und: Spanien droht mit Brexit-Veto wegen Gibraltar

Frankreichs Präsident Macron hat die Rückgabe von Kunstwerken an ehemalige Kolonien in Afrika versprochen. Davon betroffen sein könnten rund 90.000 Objekte in französischen Museen. Auch in Großbritannien, Deutschland und Belgien wird debattiert, in der Kolonialzeit gestohlene Kunst zurückzugeben. Kommentatoren sind skeptisch.
LA CROIX (FR)

Kooperation statt Revanche

Die Kunstwerke in ihre Heimat zu schicken reicht nicht aus, warnt La Croix:
„Damit die Erwartungen [afrikanischer Staaten] erfüllt werden können, müssen praktische Voraussetzungen gegeben sein, insbesondere müssen gut ausgestattete Institutionen zur Aufbewahrung solcher Sammlungen existieren. Dies ist ein schönes Thema für Museumskooperationen zwischen Nord und Süd. Allgemein ist zu wünschen, dass solche Initiativen als Gemeinschaftsprojekte durchgeführt und nicht von Revanche-Gedanken geleitet werden. Dass afrikanische Statuen im 19. Jahrhundert nach Europa kamen, hat das künstlerische Feingefühl unseres Kontinents enorm bereichert. Daraus sind in Bildhauerei, Malerei und Design neue künstlerische Strömungen entstanden. ... Dieses Erbe darf nicht geleugnet, sondern muss geteilt werden.“
Guillaume Goubert
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THE TIMES (GB)

Schätze sind in Europa besser aufgehoben

Warum Kunstwerke aus ehemaligen Kolonien an Museen in diesen Ländern verliehen, aber nicht auf Dauer zurückgegeben werden sollten, erläutert The Times:
„Dass ein Land von einem anderen ausgeplündert wurde, sollte nicht dadurch gefeiert feiert werden, dass seine Schätze ausgestellt werden. Doch wer kann letztlich sicher sagen, welche Objekte legal gekauft oder getauscht und welche geraubt wurden? Objekte, die ihren Weg in Museen finden, haben oft unvollständige und verwirrende Vorgeschichten. Sie kommen nur selten mit Quittungen. Die beste Lösung ist es, Objekte an ihre Herkunftsländer zu verleihen, sie jedoch in etablierten Museen zu belassen, wo sie geschützt und von Millionen Menschen gesehen werden können.“
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LE TEMPS (CH)

Kunstwerke gehören nicht nur einem Volk

Die Rückgabeinitiative Macrons könnte einen gefährlichen Stein ins Rollen bringen, mahnt Kolumnistin Marie-Hélène Miauton in Le Temps:
„Würde man diese Logik zu Ende denken, würde jedes Land nur über die Werke seiner eigenen Künstler und aus seiner eigenen Kultur verfügen, um kein anderes Land zu berauben. Sollte es so weit kommen, könnten der Louvre, das British Museum und viele weitere Museen teilweise schließen. Welch immenser Verlust! Welch eine Reduktion des kulturellen Angebots in seiner Gesamtheit! Was für eine reduzierende Auffassung, Kunst nur als Eigentum desjenigen Volkes zu betrachten, das sie hervorgebracht hat, und nicht als Besitz der gesamten Menschheit!“
Marie-Hélène Miauton
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Sollten Ex-Kolonien ihre Kunst zurückerhalten?
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Zankapfel Gibraltar: Spanien droht mit Brexit-Veto
Im Streit um Gibraltar ist kurz vor dem Treffen der EU-Staats-und Regierungschefs keine Annäherung zwischen Madrid und London in Sicht. Spanien fordert die Festschreibung eines Veto-Rechts bei allen künftigen Entscheidungen zu dem britischen Gebiet und droht, am Sonntag den Brexit-Vertrag abzulehnen. Diese Haltung empört so manches britische Medium. Doch was steckt hinter ihr?
THE SUN (GB)

Hände weg von unserem Felsen!

Dass Spanien bei Gibraltar auf ein Veto-Recht pocht, empört The Sun:
„Gibraltar wird von Briten bewohnt, die sich bei Abstimmungen und Wahlen jedes Mal ganz klar dafür aussprechen, britisch zu bleiben. Die Spanier haben auf Gibraltar nicht mehr Anspruch als auf Portugal. Doch das ist noch nicht alles. Das Verhalten der Spanier ist ein weiterer Grund, warum wir froh sein sollten, die EU endlich loszuwerden. Ein weiteres großmäuliges, bankrottes und schlecht verwaltetes Land, das versucht, uns Vorschriften zu machen. ... Dass Spanien Großbritannien Weisungen erteilt, ist ungefähr so, als würde El Salvador den USA erklären, was diese tun dürfen und was nicht. ... Wir sollten den Spaniern klar sagen, dass der Status von Gibraltar nicht verhandelbar ist, solange die Mehrheit der Bewohner britisch bleiben will.“
Rod Liddle
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DER STANDARD (AT)

Warum Spanien an Gibraltar hängt

Wer glaubt, dass Spaniens Premier Pedro Sánchez mit Gibraltar von aktuellen innenpolitischen Problemen ablenken will, der täuscht, erklärt Der Standard:
„Wenn er im Zusammenhang mit Gibraltar vom 'Wesen unserer Nation' redet, ist dies auch so gemeint. Es gibt in Spanien Tabuthemen, an denen - zumindest bei den großen Parteien - keiner rütteln kann, darf und will. Der Anspruch auf Gibraltar gehört ebenso dazu wie die Verteidigung der Monarchie und der nationalen Einheit Spaniens. ... Es sind diese ewigen Werte, die in Madrid oft die Politik erschweren. Nur wer dies versteht, begreift letztendlich auch, warum Madrid keine Lösung für einen anderen Konflikt findet, nämlich den um die Unabhängigkeit Kataloniens. Einem Referendum in beiderseitigem Einverständnis steht ebenfalls das ewige Spanien im Weg.“
Reiner Wandler
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