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Mehr als 60 Staats- und Regierungschefs haben in Paris des Endes des Ersten Weltkriegs gedacht - unter ihnen Trump, Putin, Merkel und Macron. Frankreichs Präsident warnte vor den Gefahren des wiedererstarkten Nationalismus. 100 Jahre nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands im Wald von Compiègne fragen sich Europas Kommentatoren, ob dieser Tag wirklich ein Grund zum Feiern ist.
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Der Frieden, der den Holocaust gebar
Kein Frieden hat so viele Katastrophen mit sich gebracht, wie der von 1918, merkt Guillermo Altares, Kolumnist von El País, in einem Gastbeitrag in La Repubblica an:
„Natürlich hat der Waffenstillstand, der den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren beendete, die Kämpfe beendet - wenn auch nur an der Westfront - und Millionen Männer nach Hause geschickt. ... Was aber 1918 geschah, führte zu einer schrecklichen Mischung aus Gewalt, die schließlich zum Zweiten Weltkrieg und zum Holocaust führte. ... Der am 28. Juni 1919 unterzeichnete Vertrag von Versailles war das schlechtest mögliche Friedensabkommen. Tatsächlich war die Demütigung, die Deutschland von den Siegermächten auferlegt wurde, einer der Samen, der als Frucht das Hakenkreuz hervorbrachte. Aber die Probleme hatten schon vorher begonnen, mit der Explosion aller möglichen Nationalismen.“
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Wer feiern kann und wer nicht
Für die damaligen Westmächte Frankreich, Großbritannien und USA mag es etwas zu feiern geben, für andere nicht, bemerkt Ria Nowosti:
„Für die einen Länder - etwa Russland - war der Friedensschluss von Compiègne ein bedeutungsloses Geräusch. Erstens, weil Russland am 3. März 1918 den separaten Brester Frieden unterzeichnet hatte. Und zweitens, was noch wichtiger ist: Ende 1918 brach in unserem Land überall der Bürgerkrieg aus. Dass man in den Tälern Flanderns 1918 aufgehört hatte, sich gegenseitig umzubringen, war für die Russen nicht sehr bedeutend. ... Andere Länder, vorrangig die Mittelmächte, also Österreich-Ungarn und Deutschland, hatten auch nichts Besonderes zu feiern. Bei ihnen geschah im November 1918 ein Kollaps der Staatlichkeit, und die Sieger, vorrangig die Franzosen, waren bemüht, den Deutschen nichts als ihre Augen zu lassen, damit sie ihre Niederlage beweinen können.“
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Dieser Krieg hat nie geendet
Ob der 11. November 1918 wirklich das Ende des Krieges markierte, stellt Naftemporiki in Frage:
„Warum ist all das passiert? Es ist ein Jahrhundert seit dem Ende des Großen Krieges vergangen und die Unsicherheit, was die Gründe des Blutvergießens betrifft, bleibt bestehen. Es ist kein klassischer Kontrast zwischen 'Gut' und 'Böse', es gab kein 'Monster'. ... War es ein unnötiger Krieg, der die Fakten geschaffen hat, die die heutige Welt geprägt haben? Endete er am 11. November 1918 oder kam in Ost- und Südosteuropa das Massaker nie zu einem Ende, wie es mit den Briten und Franzosen 1918 der Fall war? Und letztendlich: Ist dieser Krieg beendet oder setzt er sich noch im Nahen Osten fort?“
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Symbole allein genügen nicht
Angela Merkel und Emmanuel Macron haben im Wald von Compiègne gemeinsam eine Gedenktafel enthüllt. Ein schönes Symbol, meint Le Figaro, mehr aber auch nicht:
„Das Bild des Staatschefs, der auf der Lichtung von Rethondes seinen Arm um die deutsche Kanzlerin legt, wird niemand so schnell vergessen. ... In Europa herrscht seit 70 Jahren Frieden. ... Es ist unabdingbar, diese Tradition zu bewahren, aber nicht für alle ist das selbstverständlich. Die 'Magie des Wortes' hat dennoch ihre Grenzen. ... Der deutsch-französische Motor ist kaputt. Paris und Berlin sind nicht mehr in der Lage, mit starken Initiativen einen Konsens zu erzeugen, um dem europäischen Projekt wieder Sinn zu geben. Es muss etwas geschehen. Symbole heraufzubeschwören reicht nicht, selbst wenn diese sehr mächtig sein mögen.“
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Verlogene Friedenskämpfer
Dass die anwesenden Politiker sich für den Frieden in der Welt einsetzen, bezweifelt Delo stark:
„Ein großer Teil der Persönlichkeiten, die gestern das Ende des Ersten Weltkriegs gefeiert haben, ist heute in schmutzige militärische Konflikte verwickelt. Die modernen Konflikte verlaufen zwar nicht an den selben Frontlinien wie zwischen 1914 und 1918. Doch ähneln die Kräfte, die in die modernen Kriege verwickelt sind, zumindest ein wenig denjenigen aus den Jahren des Ersten Weltkriegs. Die zahlreichen Politiker, die in Paris versammelt waren, wecken kein Vertrauen. Die Demonstrantinnen der feministischen Femen-Gruppe, die am Samstag und Sonntag auf die Avenue vor dem Triumphbogen gesprungen sind, hatten einen guten Grund, sich den Vorwurf der verlogenen Friedenskämpfer auf die Brust zu schreiben.“
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