Montag, 22. Oktober 2018

euro|topics: Saudi-Arabien gibt Tötung von Khashoggi zu


Nachdem Saudi-Arabien den Tod von Khashoggi eingeräumt hat, hält sich US-Präsident Trump mit Kritik an Riad weiter zurück. Laut saudischem Königshaus soll der Journalist bei einem Streit im Konsulat in Istanbul ums Leben gekommen sein, türkische Ermittler gehen jedoch von einem Mord aus. Sollen sich die USA für die Verteidigung der Menschenrechte oder für gute Geschäfte entscheiden?
VEČERNJI LIST (HR)

Trump ist Geld wichtiger als Menschenleben

Trump misst in seiner Nahostpolitik mit zweierlei Maß, ärgert sich Večernji list:
„Es ist interessant, dass Donald Trump Bin Salman glaubt, dessen Land die Liste der Menschenrechtsverletzer anführt und für die derzeit größte humanitäre Katastrophe im Jemen verantwortlich ist. Und dass er dem Iran nicht glaubt, wenn dieser sagt, er stelle keine Atombombe her. Hätte irgendein anderer Staat solch eine widerliche Tat verübt und in einem anderen Land einen Journalisten zerteilt, wären heute Tomahawk Cruise-Missiles unterwegs und B-52-Bomber würden es in Schutt und Asche legen. Es ist ersichtlich, dass Trump und einige andere westliche Staaten Saudi-Arabien niemals bestrafen werden, da es um viel Geld geht, um 380 Milliarden Dollar, die der Waffenhandel wert ist. ... Ein Land, das Symbol für Demokratie und Freiheit ist, hat materielles Interesse den Menschenrechten und dem Leben vorgezogen.“
Hassan Haidar Diab
Teilen auf
zur Homepage
 
LIDOVÉ NOVINY (CZ)

Nahostpolitik geht nicht ohne Heuchelei

Die Kritiker Trumps zögerlicher Reaktion gegen Riad machen es sich zu leicht, findet hingegen Lidové noviny:
„Diejenigen, die Trump den Export von Waffen nach Saudi-Arabien vorwerfen, gehören meist zu denen, die Waffen an den Iran exportieren, ohne Rücksicht auf Menschenrechte. Natürlich ist die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien heuchlerisch. Aber ist die Zusammenarbeit mit dem Iran, einem fundamentalistischen Regime, das andere Länder mit Vernichtung bedroht, weniger heuchlerisch? Das größere Problem lautet: Wo soll man im muslimischen Nahen Osten ein Land finden, mit dem sich problemlos zusammenarbeiten lässt?“
Zbyněk Petráček
Teilen auf
zur Homepage
 
RIA NOWOSTI (RU)

USA dürfen sich nicht selbst schaden

Ria Nowosti warnt die politischen Kräfte in den USA davor, jetzt scharfe Sanktionen gegen Saudi-Arabien zu erlassen:
„Wenn die saudischen Gelder in den USA eingefroren würden, müsste Riad sich andere Geldquellen suchen. Und unabhängig davon, was für eine Kombination aus Euro, Yuan, Gold und anderen Valuta dies werden sollte, für das Petrodollar-System wäre es das Ende mit allen sich daraus ergebenden Folgen für die US- und Weltwirtschaft. ... Wenn die US-Parlamentarier eine harte Form der Konfrontation wählen, so wird dies ein weiteres Beispiel dafür sein, wie Stolz und Dummheit der politischen Elite ein einstmals großes Imperium endgültig ruinieren.“
Ivan Danilov
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
DSERKALO TYSCHNJA (UA)

Riads Dominanz hat bald ein Ende

Saudi-Arabiens Ambitionen auf eine Führungsrolle im Nahen Osten könnten bald einen herben Dämpfer erhalten, glaubt Dserkalo Tyschnja:
„Die Ambitionen der jungen Politiker [in Saudi-Arabien] radikalisieren ihre Handlungen, was die letzten Ereignisse - insbesondere der Fall Khashoggi - lebhaft demonstrieren. Wenn der Druck auf Nachbarn, Interventionen und Blockaden, Verfolgungen und Morde an Oppositionellen zum charakteristischen Instrument der Außenpolitik Saudi-Arabiens werden, dann ist es nur eine Frage der Zeit, dass diese Tätigkeiten auf internationaler Ebene eine entsprechende Antwort erhalten. Das kann die Kräftebalance in der Region radikal ändern, saudische Positionen untergraben und dem Streben Riads nach regionaler Dominanz ein Ende bereiten.“
Zum Originalartikel
Teilen auf
 
LA STAMPA (IT)

Despoten wittern Morgenluft

Saudi-Arabien ist nicht das einzige Land, in dem das Verschwinden von Dissidenten gängige Praxis ist, klagt La Stampa:
„Der Vorfall steht für ein viel weiter verbreitetes Phänomen: die wachsende Aggressivität gegenüber jeder Art von Gegnern oder unbequemen Personen seitens der Führungskräfte autokratischer oder illiberaler Nationen. ... Wir stehen also vor einem neuen Phänomen, das wahrscheinlich das Ergebnis der Schwächung der internationalen Beziehungen ist: Despoten, Autokraten und absolute Monarchen sehen in der Zersetzung der multilateralen Architektur die Möglichkeit, ihre Macht zu stärken, indem sie ihre inneren Feinde überall verfolgen. Ohne sich allzu sehr um Gesetze, Verträge und Konventionen zu kümmern, auf denen das Konzept der Koexistenz zwischen den Nationen basiert.“
Maurizio Molinari
Teilen auf
Zum Originalartikel
Saudi-Arabien gibt Tötung von Khashoggi zu

Keine Kommentare: