Donnerstag, 16. Juni 2022

euro|topics: Kyjiw: Scholz, Macron und Draghi treffen Selenskyj

 


Bundeskanzler Scholz, Frankreichs Präsident Macron und Italiens Premier Draghi sind in der Ukraine eingetroffen. Insbesondere Paris und Berlin standen bisher wegen ihrer Haltung gegenüber Putin in der Kritik. Was können die drei Politiker mit ihrer Mission erreichen?

LA STAMPA (IT)

Nur Biden und Putin können etwas tun

Ein löblicher Versuch, leider ohne jede Chance, kommentiert Lucio Caracciolo, Experte für Geopolitik, lakonisch in La Stampa:

„Das Ende dieser Kriegsphase wird nicht von den Europäern auf der einen oder anderen Seite entschieden werden. Dies wird einzig durch den direkten Dialog zwischen den USA und Russland geschehen. … Bislang kann man nur eine gewisse Kriegsmüdigkeit auf amerikanischer Seite erkennen und eine ebenso offensichtliche Anmaßung Russlands, weit über den Donbas hinausgehen zu können. ... Eines ist gewiss: Dieser Konflikt ist so tief, dass er jederzeit in unkontrollierbare Dimensionen abgleiten kann. Der Gedanke, dass wir wenig dagegen tun können, tut weh. Es tut noch mehr weh, wenn wir denken, dass wir das Spiel beherrschen.“

Lucio Caracciolo
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GORDONUA.COM (UA)

Was hinter den Kulissen laufen könnte

Viktor Andrjusiw vom Thinktank Ukrainian Institute for the Future glaubt, dass es eine Absprache zwischen Scholz und Putin gibt, wie er auf gordonua.com schreibt:

„Da die russischen Truppen es sich leisten können zu warten und wir in der Zwischenzeit wirklich wenig von unseren 'Verbündeten' bekommen, bin ich geneigt zu glauben, dass es eine informelle Vereinbarung zwischen Scholz und Putin gibt. Das Wesen dieser Vereinbarung besteht darin, dass Putin Scholz versprochen hat, an der Grenze der Regionen Luhansk und Donezk Halt zu machen. Der Aufschub von Waffenlieferungen ist die maximale Unterstützung für die russische 'Operation', da es der Mangel an Waffen auf unserer Seite ist, der es ihnen ermöglicht vorzurücken.“

Viktor Andrusiv
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LIDOVÉ NOVINY (CZ)

Pathos und Realität

Selenskyj hat sich am Mittwoch in einer Videoansprache vor beiden Häusern des tschechischen Parlaments für die Hilfe für die Ukraine bedankt, was Lidové noviny so kommentiert:

„Es ist meist sinnvoll, unter die Decke des Pathos zu schauen. Natürlich geht es auf dem Schlachtfeld um europäische Werte. Aber vor allem um Dinge wie Souveränität, die Unverletzlichkeit der Grenzen und um die Verteidigung des Staats. ... Auch Premier Petr Fiala setzt auf Pathos, wenn er sagt, der Krieg müsse so schnell wie möglich mit einem Sieg der Ukraine enden. Wenn der Krieg bald enden soll, wird er mit einem Kompromiss enden müssen. Wenn die Ukraine siegreich sein soll, wird das nicht so bald erreichbar sein. So ehrlich müssen wir sein.“

Zbyněk Petráček
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NRC HANDELSBLAD (NL)

Europa darf sich nicht an den Krieg gewöhnen

NRC Handelsblad warnt angesichts von Problemen wie Energiekrise und Inflation vor Kriegsmüdigkeit:

„Es sind keine Kleinigkeiten, aber ein verengter Blick [auf diese Probleme] trägt bei zum Abbröckeln der Einmütigkeit. Vielleicht ist das genau das, was Putin will. ... Dass im Krieg nach fast vier Monaten militärisch gesehen eine Pattsituation entstanden ist mit zwei ermüdeten und ausgedünnten Armeen an beiden Seiten einer langen Front, macht die täglichen Grausamkeiten, die sich auf dem Gebiet der Ukraine abspielen, kein bisschen weniger abstoßend. Auch wenn der Kontinent zur Zeit auf verschiedenen Ebenen mit außergewöhnlichen Sorgen geplagt wird, darf Europa sich nicht an diesen Krieg gewöhnen.“

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