Montag, 26. Oktober 2020

euro|topics: Unter der Gürtellinie: Erdoğan gegen Macron


Erdoğan hat Macron als geisteskrank verhöhnt. Er bezog sich dabei auf dessen Äußerungen nach der Ermordung Samuel Patys, dass der Islam in der Krise sei. Ankara und Paris sind in der Vergangenheit wiederholt aneinandergeraten, etwa im Streit um das Vorgehen in Libyen, das Gas im Mittelmeer und jüngst im Konflikt um Berg-Karabach. Was bedeutet dieser neue Eklat?

RIA NOWOSTI (RU)

Der Schutzherr der Moslems rüstet für den Krieg

Macrons Ankündigung, mit mehr Härte gegen Islamisten vorzugehen, lassen für Ria Nowosti eine neue Konfliktlinie durchscheinen:

„Man kann über die Sinnhaftigkeit und Effektivität der gewählten Taktik streiten, aber für gegenwärtige westliche Verhältnisse handelt es sich um scharfe Methoden. Auf der Gegenseite präsentiert sich Erdoğan auf internationaler Ebene immer lauter als Verteidiger und Schutzherr aller Moslems des Planeten. Er interpretiert das aktuelle Vorgehen Europas als Krieg gegen den Islam als solchen.“

Irina Alksnis
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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (DE)

Erdoğan gibt sich gern als Opfer

Reines Kalkül vermutet die Frankfurter Allgemeine Zeitung hinter dem Schimpfen des türkischen Präsidenten:

„Erdoğan bedient allzu gern den Opfer-Topos und wirft Europa Rassismus gegen Muslime vor. Kein Wort zu den Verbrechen, die im Namen des Islams begangen werden, ... von selbsternannten 'Gotteskriegern'. Die aber sind keine Leute, die nur besonders gläubig sind und womöglich mit der säkularen Welt nicht zurechtkommen, sondern Killer, mit nicht selten krimineller Vergangenheit, die ihre Taten religiös verbrämen. ... Macron hat recht, wenn er dazu aufruft, den Feinden der freien Gesellschaft entgegenzutreten. Der autoritär-islamische Erdoğan sieht in der freiheitlichen Selbstbehauptung, natürlich, einen antimuslimischen Kulturkampf. Es erfüllt einen politischen Zweck, wenn er darüber schwadroniert.“

Klaus-Dieter Frankenberger
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NAFTEMPORIKI (GR)

Muslime wähnen sich unter christlicher Besatzung

Naftemporiki greift gängige Argumente von Islamophoben und Rechtsextremen auf und argumentiert mit nicht belegten Zahlen:

„Im 21. Jahrhundert leben in Europa, einschließlich Russland und der europäischen Türkei, mehr als 70 Millionen Muslime. Davon leben rund 18 Millionen in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. ... Das erste, was Neugeborene lernen, ist, dass sie 'unter christlicher Besatzung' leben. … In Frankreich und Belgien hat diese Art von 'Katechismus' unglaubliche Ausmaße angenommen, was sich an der Zahl der jungen Menschen zeigt, die in den letzten fünf Jahren nach Syrien und anderswohin gereist sind, um gemeinsam mit anderen Söldnern des islamischen Staates gegen die 'Ungläubigen' zu kämpfen.“

Athanasios Papandropoulos
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EL PAÍS (ES)

EU darf das nicht durchgehen lassen

Brüssel sollte der Türkei klare Grenzen aufzeigen, rät El País:

„Die Auseinandersetzung ist nicht nur bilateral. Zusätzlich zur Frage im Mittelmeer setzt Erdoğan auf eine aggressive Außenpolitik, die in vielerlei Hinsicht zu Konflikten führt. ... Die islamisch-nationalistische Dialektik, die ihn dazu gebracht hat, Macrons Gesetzgebung gegen die dschihadistische Ideologie in Frankreich scharf zu kritisieren und in eine ihm nicht zustehende Rolle des Glaubensschützers zu schlüpfen, reiht sich in eine lange Liste problematischer Punkte ein. Die EU sollte sich gegenüber diesen inakzeptablen Haltungen von ihrer strengen Seite zeigen.“

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