Freitag, 14. Mai 2021

euro|topics: Wer profitiert von der Eskalation in Nahost?

 

Israels Armee hat ihre Angriffe auf den Gazastreifen verstärkt. Luft- und Bodentruppen sind im Einsatz, bislang sind aber keine Soldaten in das Gebiet vorgedrungen. Vorausgegangen war am Donnerstag ein erneuter Raketenbeschuss israelischer Städte durch die Hamas. Europas Medien beschäftigen sich damit, welche Interessen hinter der Eskalation stehen.

RADIO KOMMERSANT FM (RU)

Wenn das Wahlergebnis nicht passt ...

Auf beiden Seiten heizt die politische Führung die Eskalation an, beobachtet Radio Kommersant FM:

„Vor zwei Wochen hat die palästinensische Führung beide anstehenden Wahlen [Parlaments- und Präsidentschaftswahl] auf unbestimmte Zeit vertagt. Offiziell wegen der Weigerung Israels, die Abstimmung in Ostjerusalem zuzulassen. Aber der wahre Grund dürften Umfragen sein, die den Hamas-Islamisten eine Mehrheit vorhersagen. Auch im jüdischen Staat beruhigt sich die politische Krise nicht. Nach vier Wahlgängen in zwei Jahren kann das Parlament noch immer keine Regierungskoalition bilden und es geht mit Volldampf in Richtung einer fünften Wahl. Es steht der Eindruck im Raum, dass es auf beiden Seiten genug Personen gibt, die Interesse an der Eskalation haben.“

Michail Gurevich
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PHILELEFTHEROS (CY)

Netanjahus Sabotageaktion

Netanjahu ist sehenden Auges in die Eskalation gegangen, erklärt die Kolumnistin Xenia Tourki in Phileleftheros:

„Sie hätte vermieden werden können, wenn die Warnungen der Armee, der Geheimdienste und der Polizei, die betonten, dass die Situation leicht außer Kontrolle geraten könnte, rechtzeitig beachtet worden wären. Viele in Israel behaupten, Netanjahu habe nichts unternommen, weil er davon profitiert. … Einerseits tritt er als dynamischer Verteidiger des jüdischen Elements auf und festigt so seine nationalistische Wählerbasis. Auf der anderen Seite werden die Bemühungen um eine Regierungsbildung [bisheriger Oppositionsparteien] untergraben. Denn nun ist es für die arabische Partei Raam, deren Stimmen benötigt werden, schwierig, den anderen Parteien die Hand zu reichen.“

Xenia Tourki
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CORRIERE DELLA SERA (IT)

Der lange Arm Teherans

Angesichts der Wiederbelebung der Verhandlungen um das iranische Atomprogramm haben vor allem die Hardliner der Revolutionsgarden im Iran größtes Interesse an dem Konflikt, analysiert Corriere della Sera:

„Diese Verhandlung wird kaum vorangehen, wenn die Hamas, die eng mit den iranischen Konservativen verbunden ist, weiterhin israelische Städte bombardiert oder dies gerade getan hat. ... Eine weitere Eskalation der Situation würde genügen, um das Weiße Haus daran zu hindern, den Pakt mit Teheran wieder aufleben zu lassen. Den Konservativen, mit den Revolutionsgarden an der Spitze, wäre der Weg für den Sieg bei der Wahl am 18. Juni geebnet.“

Franco Venturini
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DELO (SI)

Ziemlich beste Feinde

Israels Regierungschef Netanjahu und die islamistische Hamas profitieren voneinander, kommentiert Delo:

„Die Hamas hat bisher alle Kriege mit Israel überlebt. Und das nicht gerade wegen ihrer militärischen Macht oder der Unterstützung durch die Zivilbevölkerung, die sie (buchstäblich) seit dem ersten Tag ihrer Herrschaft opfert, um ihre gewalttätige und autoritäre Herrschaft zu festigen. Die Hamas überlebte auch, weil der israelische Staat, angeführt von König Bibi, sie bisher als ewiges Alibi für die Militarisierung, Einschränkung der Freiheiten und Dämonisierung der Palästinenserfrage brauchte.“

Boštjan Videmšek
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HABERTÜRK (TR)

Strategie der Hamas schadet den Palästinensern

Die Kolumnistin Nagehan Alçı kritisiert in Habertürk die Strategie der Hamas:

„Warum greift die Hamas immer wieder auf Raketenangriffe zurück, obwohl doch auf der Hand liegt, dass Israel eine Todesmaschine ist? Es ist mir egal, was andere denken, aber ich bin der Ansicht, dass diese Angriffe nur Israel nützen, während sie für die Palästinenser einen großen Schaden anrichten. Seit Jahren versucht Israel seine eigene Gewalt zu legitimieren, indem es diese Raketen vorschiebt. Am Ende leiden kleine Kinder, leiden unschuldige Zivilisten, leidet das palästinensische Volk.“

Nagehan Alçı
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