Freitag, 9. August 2019

euro|topics: Weltklimarat warnt vor Hunger und Dürre - Die Abholzung im Amazonasgebiet:steigt rasant

Der Weltklimarat warnt in seinem neuen Bericht vor Lebensmittelknappheit durch die Klimaerwärmung. Er drängt auf eine Kehrtwende in der Landnutzung, vor allem in Agrar- und Forstwirtschaft. Der alarmierende Bericht lässt Kommentatoren überlegen, wie Europa Hindernisse im Kampf gegen den Klimawandel überwinden kann.
IRISH EXAMINER (IE)

EU kann den Planeten nicht retten

Wenn Europa seinen CO2-Ausstoß verringert, hilft das dem Planeten so gut wie gar nicht, bemerkt Irish Examiner:
„Der Anteil der EU-Staaten an den weltweiten CO2-Emmission ist von 99 Prozent vor 200 Jahren auf weniger als zehn Prozent heute zurückgegangen. ... Und dieser Wert könnte auf fünf Prozent im Jahr 2030 fallen. ... Während sich also die EU der schmerzhaften Aufgabe stellt, ihren jährlichen Ausstoß um 1,5 Milliarden Tonnen zu reduzieren, wird der Rest der Welt seinen vermutlich um 8,5 Milliarden Tonnen erhöht haben. Die durchschnittlichen Temperaturen werden global weiter steigen, womöglich um drei Grad oder mehr bis zum Jahr 2100. Was auch immer Europa tut, es wird den Planeten nicht retten.“
Jean Pisani-Ferry
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DER TAGESSPIEGEL (DE)

Von wegen machtlos

Selbstverständlich kann Europa etwas tun, widerspricht Der Tagesspiegel:
„Auf diesem Kontinent, und genauer noch, in der Europäischen Union, leben 450 Millionen Menschen, die durch ihre Macht als Verbraucher und Konsumenten nicht nur eigene, sondern auch gefährliche Entwicklungen anderswo umsteuern können. Wenn der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro die tropischen Regenwälder abholzen lässt, um billig Soja anzubauen, das er an europäische Viehzüchter verkaufen will, muss die EU diese Einkäufe sofort stoppen. Die Europäische Union muss auch ihre Nahrungsmittelproduktion ändern, die nur auf billig und Quantität ausgerichtet ist. ... Der Weltklimarat hat die ganze Erde im Blick bei seinen Warnungen. Er sagt aber nicht, dass Europa machtlos ist. Nein, Europa, die EU, Deutschland kann etwas tun. Wir müssen etwas tun.“
Gerd Appenzeller
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TAGES-ANZEIGER (CH)

Untätigkeit macht ratlos

Warum trotz aller Warnungen zu wenig geschieht, fragt sich der Tages-Anzeiger:
„Gestern präsentierte der IPCC das Bild eines Planeten, den der Mensch gedankenlos für die Nahrungsproduktion ausbeutet. Mit der Konsequenz: verwüstete Böden, zerstörte Wälder, trockengelegte Moore - und frei werdende Treibhausgase, welche die Erdoberfläche zusätzlich erwärmen und damit die Landökosysteme weiter schwächen. ... Die Agrar- und Forstwirtschaft braucht einen Richtungswechsel - ökologischer Landbau, nachhaltiger Welthandel, weniger Fleischkonsum. Das hatte der Weltagrarbericht der Uno und der Weltbank bereits 2008 gefordert. Alle Akteure hatten damals mitgearbeitet: Wissenschaftler, Konsumenten, Produzenten, Bauern und die Industrie. Und nun, zehn Jahre später, fordert der Weltklimarat IPCC die Welt wieder auf, zusammenzuarbeiten. Das macht ratlos.“
Martin Läubli
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CORRIERE DELLA SERA (IT)

Nationalismus ist das Problem

Will man die Klimakatastrophe verhindern, müssen nationale Egoismen überwunden werden, erklärt der frühere Parteivorsitzende des Partito Democratico, Walter Veltroni, in Corriere della Sera:
„Wissenschaftler, Astronauten und Meteorologen weisen auf die Gefahr Nummer eins hin. Aber wir steuern wie Captain Smith von der Titanic munter darauf zu. Denn unser öffentliches Leben ist von tausend Ängsten geprägt, aber nicht von der größten. Vielleicht, weil diese Angst eine globale, nicht-nationalistische, nicht-souveränistische Antwort voraussetzt. Tatsächlich wird die Welt nur dann gerettet, wenn die Nationen der Erde zustimmen, die Emissionen in die Atmosphäre zu begrenzen. “
Walter Veltroni
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L'OPINION (FR)

Schwarzmalerei nicht übertreiben

Die Warnungen vor Klimawandel, Ressourcenknappheit und Überbevölkerung machen viele Menschen unglücklich, kritisiert Unternehmer Florian Freyssenet in L'Opinion:
„All diese Diskurse haben eines gemeinsam: Sie stellen die Langlebigkeit des Planeten über die des Menschen. Erderwärmung und Überbevölkerung sind unzureichend geklärte Probleme, der überhöhte Ressourcenverbrauch ist global ungleichmäßig verteilt. Trotzdem sind sie unleugbar und betreffen uns alle. Unter dem Vorwand, die Menschheit vor einem Problem retten zu wollen, das wir nicht vollständig verstehen (im Gegensatz zum Loch in der Ozonschicht, das wissenschaftlich geklärt war), verbreiten wir in großem Umfang menschenfeindliche Theorien, die einen Teil unserer westlichen Jugend in die Depression und einen irreversiblen Generationspessimismus stürzen werden.“
Florian Freyssenet
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Amazonas: Abholzung steigt rasant
In diesem Sommer wurde im Amazonas-Gebiet fast viermal so viel Fläche gerodet wie in den Vorjahren, das zeigen Satellitenbilder. Der Regenwald erzeugt ein Fünftel des weltweit verfügbaren Sauerstoffs und gilt damit als 'Lunge der Erde'. 60 Prozent des Waldes befinden sich in Brasilien - wo Präsident Jair Bolsonaro die Abholzung vorantreibt. In Europas Presse führt dies zu eindringlichen Appellen.
JORNAL ECONÓMICO (PT)

Der Regenwald geht uns alle an

Es ist die Verantwortung jedes einzelnen Landes, die "Lunge der Welt" zu schützen, mahnt Cláudia Madeira von den portugiesischen Grünen in Jornal Económico:
„Eine nachhaltige Entwicklung muss die Artenvielfalt und die Menschenrechte schützen. Daher ist eine globale Reaktion auf die Erhaltung des Amazonas erforderlich. Kein Staat kann sich der ökologischen und sozialen Verantwortung entledigen, dieses einzigartige Erbe mit einem unschätzbaren ökologischen Wert zu bewahren - wenn er denn das Prinzip 'global denken, lokal handeln' befolgen will.“
Cláudia Madeira
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (DE)

Der Norden muss für den Süden zusammenlegen

Mit Drohungen wird man bei Bolsonaro nicht weit kommen, glaubt die Süddeutsche Zeitung:
„Hilfreich wäre indes ein Investitionsprogramm, das tatsächlich den Anreiz setzt, die Brandrodungen zu stoppen. Bestehende Projekte wie der sogenannte Amazonasfonds, den hauptsächlich Norwegen und zu einem kleinen Teil auch Deutschland finanzieren, reichen dafür nicht aus. Stattdessen müssten alle großen Industrienationen zusammenlegen, um Bolsonaro zu beeindrucken. So würden die Staaten der nördlichen Erdhalbkugel übrigens auch etwas von ihrem Wohlstand in den Süden zurückgeben, auf dessen Ausbeutung ihr wirtschaftlicher Vorsprung ja basiert. Diesmal allerdings wäre es ein Geschäft auf Gegenseitigkeit.“
Benedikt Peters
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