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Brexit, Handelsstreit, Iran: Zu diesen Themen haben die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten in Biarritz keine gemeinsame Linie gefunden. Für eine Überraschung sorgte jedoch Frankreichs Präsident Macron, indem er Irans Außenminister Sarif am Rande des Gipfels empfing. Angesichts magerer Ergebnisse überlegen Kommentatoren, ob es an der Zeit ist, weitere Staaten einzubeziehen.
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Nach neuen Allianzen suchen
Die G7 können nichts mehr bewegen, urteilt der Deutschlandfunk:
„Solange populistische Akteure wie US-Präsident Donald Trump oder Großbritanniens Boris Johnson das Sagen haben, ist ein ursprünglich auf Konsens bedachtes Treffen der vermeintlich wichtigsten Industrienationen zum Scheitern verurteilt. ... Insofern ist der Versuch des Gastgebers nicht ungeschickt, neue multilaterale Allianzen zu schmieden. ... Viele afrikanische Staaten, aber auch Chile oder Indien sitzen in Biarritz mit am Essens- und Verhandlungstisch. Da könnten sich neue Bündnisse auftun. Die verheerenden Brände im Amazonas-Gebiet etwa, ausgelöst durch eine rücksichtslose Brasilien-First-Politik des Populisten Bolsonaro, machen zumindest ein wenig Hoffnung darauf, dass sich mehr Staatenlenker dieser Welt auf einen konsequenteren Klimaschutz verständigen könnten.“
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Russland und China müssten dabei sein
Wesentliche Akteure fehlen am Verhandlungstisch, kritisiert die regierungsnahe Tageszeitung Magyar Hírlap:
„Auch in Berlin, Paris und London wissen sie, dass China die zweitstärkste Wirtschaft der Welt ist sowie bei weitem der größte Exporteur und dass Russland nach den Vereinigten Staaten über die zweitstärkste Armee verfügt und außerdem unverzichtbarer Gas- und Öllieferant für halb Europa ist. Es wäre also durchaus an der Zeit, die G7 durch Russland, China und das als fünftgrößte Wirtschaft aufsteigende Indien zu erweitern. Wenn die EU wirklich ein ernsthafter Akteur unter den 'Global Players' sein will, dann sollte sie nicht den gleichen Fehler wie Napoléon III. in Biarritz machen, der dachte, nicht die Preußen, sondern er gebe den Ton vor. Dieser Irrtum kostete ihn den Thron.“
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Moskau weiterhin fernhalten
Dass ein G8-Treffen mit Russland in weite Ferne gerückt zu sein scheint, freut hingegen Publizist Witalij Portnikow in Obozrevatel:
„Der Wunsch der Präsidenten Donald Trump und Emmanuel Macron, Präsident Putin im nächsten Jahr zur 'Gruppe der Sieben' einladen zu wollen, hat politisch und gesellschaftlich viele Reaktionen hervorgerufen. Darin wurde jedoch klar, dass es der Mehrheit nicht darum geht, ihn zurückzuholen, sondern darum, wie man ihn weiter fernhält. Und das ist das beste Geschenk für die Ukraine am Unabhängigkeitstag [am 24. August]. Je länger die politische Isolation Russlands und seines Führers andauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ukraine nicht in einen neuen hybriden Konflikt mit dem Kreml verwickelt wird, neue Gebiete verliert und die Wiederherstellung der territorialen Integrität immer wahrscheinlicher wird.“
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Wirksames Gegengewicht zu Populisten
Die G7 unter europäischer Führung haben gegenüber Populisten wie Trump oder auch Bolsonaro eine wichtige Aufgabe, urteilt Der Standard - und lobt Frankreichs Präsident:
„Macron hatte an sich vor Jahren schon einen guten Ansatz gefunden und erklärt, es gelte 'mit allen zu reden, aber Klartext zu sprechen'. Man stelle sich vor, wie frei sich Trump fühlen und wie unsicher er die Welt machen würde, wenn er nicht mehr in internationale Gremien wie die G7 eingebunden wäre. Umgekehrt lässt sich vermuten, dass Bolsonaro kooperativer wäre, wenn man sein Land in den Kreis der 'Großen' aufnähme - und mit ihm nachhaltig Klartext reden würde. Der Brasilianer scheint für handfeste westliche Argumente und Druckmittel empfänglich zu sein. Das sollte ausgenutzt werden.“
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Im Amazonas-Regenwald in Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Präsident Bolsonaro beschuldigte Umweltschützer, die Feuer gelegt zu haben. Forscher berichten hingegen, dass die Brandrodungen durch Viehzüchter seit Bolsonaros Amtsantritt im Januar sprunghaft angestiegen sind. Muss die Welt der Zerstörung des Regenwaldes hilflos zusehen?
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Nationale Interessen versus globale Verantwortung
Die Brände im Amazonasgebiet symbolisieren eine Schicksalsfrage der Menschheit, betont Upsala Nya Tidning:
„Die große Frage in den kommenden Jahrzehnten wird sein, wer das Recht auf Ressourcen hat, die für das Überleben des Menschen unabdingbar sind. Der Amazonas gehört dazu, ebenso wie die Gebiete um den Nord- und Südpol. Es ist kein Zufall, dass Trump sich auf Grönland stürzt. ... Wo Nationalisten herrschen, haben kurzfristige Gewinne und geopolitische Triumphe Vorrang vor globalen Interessen. Merkel ist dabei, die Bühne zu verlassen, Macron steht unter starkem Druck, ebenso wie Trudeau. Andere Unterstützer eines globalen Gewissens, wie Londons Bürgermeister Sadiq Khan, erringen vielleicht nie durchschlagende Macht. Die Brände im Amazonas können auf vielerlei Art entscheidend für die Zukunft sein.“
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Ressource Sauerstoff hat ihren Preis
Für die Rettung des Regenwaldes müssen vorrangig die reichen Länder etwas tun, fordert die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Wir alle brauchen ihn. ... Das heißt aber noch lange nicht, dass Südamerika allein zuständig ist für den Erhalt, und der Rest der Welt atmet durch und zählt sein Geld. .... Die reichen Länder der Welt müssen einsehen, dass ihnen nichts geschenkt wird. … Brasilien exportiert seit Jahrtausenden einen extrem wertvollen Rohstoff in alle Welt: Sauerstoff. Bisher war der kostenlos. Aber wieso eigentlich? Wenn wir für Gold und Erdgas zahlen können, dann auch dafür. Alternativ könnten wir auch unseren eigenen Sauerstoff herstellen, indem wir die komplette westliche Welt aufforsten - ein allerdings relativ aufwendiges Projekt.“
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Dauerhaftes Rettungskonzept gesucht
Wer den Amazonas erhalten will, muss weit in die Zukunft denken, erklärt La Croix:
„Nur langfristig konzipierte Prozesse, die dauerhafte Finanzierungen garantieren, ermutigen die Länder der Region dazu, zugunsten einer Politik zu kooperieren, deren Ziel die Erhaltung oder schonende Nutzung des Waldes ist. Parallel dazu müsste vielleicht das internationale Recht weiterentwickelt werden, um die globalen Herausforderungen zu definieren, die außerhalb des Blickfelds der Staaten liegen. Die nationalen Souveränitäten sind zu engstirnig geworden, um diese immensen Entwicklungen angehen zu können. Ein schönes Thema für die Uno, die für den 23. September zu einem Klimagipfel geladen hat.“
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Freihandel an Schutz des Waldes knüpfen
Appelle allein werden nicht reichen, meint The Observer und fordert mehr Druck von europäischer Seite:
„Für die EU-Regierungen ist es ein Leichtes, Brasiliens Präsident Bolsonaro zu verurteilen. Doch die Nachfrage nach brasilianischem Rindfleisch im Westen trägt zur Abholzung bei. Die EU führte im vergangenen Jahr Rindfleisch im Wert von 490 Millionen Pfund [knapp 474 Millionen Euro] aus Brasilien ein. Britische Konsumenten waren im vergangenen Jahr indirekt für die Zerstörung einer Fläche Regenwald in Brasilien verantwortlich, die der Größe von 500 Fußballfeldern entspricht. Im Falle Italiens ist die Fläche vier Mal so groß. Sollte das Mercosur-Abkommen in Kraft treten, wird es noch mehr werden. Die EU muss mit ihrem Einfluss als Brasiliens zweitgrößter Exportmarkt darauf bestehen, dass das Abkommen nur in Kraft tritt, wenn Bolsonaro stärker gegen illegale Abholzung vorgeht.“
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