Montag, 1. Juli 2019

euro|topics: Sea-Watch: Migrationskrise hat ein neues Symbol

Sea-Watch: Migrationskrise hat ein neues Symbol
Sea-Watch-3-Kapitänin Carola Rackete ist festgenommen worden, nachdem das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation trotz Verbots in den Hafen von Lampedusa eingelaufen war. Politiker und Prominente, darunter Bundespräsident Steinmeier und Luxemburgs Außenminister Asselborn, kritisierten Rom deshalb scharf. Auch in Europas Presse schlägt der Vorfall hohe Wellen.
KURIER (AT)

Menschlichkeit ist zur Straftat geworden

Carola Rackete hat im Sinne der Humanität und des Völkerrechts gehandelt, erklärt die Tageszeitung Kurier:
„Die Deutsche steht jetzt unter Hausarrest, weil sie die Menschen nach Italien gebracht hat. Die Festnahme war rechtens. Doch die junge Frau hat … das einzig Richtige getan. Sie hat Menschen vor dem Tod bewahrt. Ein Gebot der Menschlichkeit, eine Pflicht auch im Sinne des Völkerrechts: Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen besagt, dass jeder Kapitän, der Kenntnis von einem Seenotfall erhält, verpflichtet ist, zu helfen. ... Warum behandeln wir Menschen, die andere Menschen aus dem Meer retten, wie Verbrecher? Wann ist Menschlichkeit zur Straftat geworden? In welcher Welt leben wir?“
Karoline Krause-Sandner
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
MÉRCE (HU)

Europas Politiker haben Tausende auf dem Gewissen

Für Philosoph Miklós Tamás illustrieren die Geschehnisse die ganze Tragödie der europäischen Migrationspolitik, wie er in Mérce schreibt:
„18.000 Flüchtlinge sind wegen der Versäumnisse der nationalen Regierungen und der EU im Mittelmeer bisher ertrunken. Im Grunde müsste jeder einzelne Mitgliedsstaat wegen der Verletzung europäischen Rechts aus der EU und aufgrund der Verletzung internationalen Rechts aus Europarat und Uno ausgeschlossen werden. ... Vergessen wir nicht, was die erlauchten Vertreter der am höchsten entwickelten Zivilisation tun. Allesamt. Sie töten schutzlose Menschen! ... Wenn Ihr endlich zu den Pflastersteinen greift, um diesen Mördern die Fensterscheiben einzuwerfen, vergesst Carola Rackete nicht. Sie wurde festgenommen, weil sie ein gutes Herz hatte.“
Gáspár Miklós Tamás
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
CORRIERE DELLA SERA (IT)

Deutschland sollte lieber schweigen

Kolumnist Aldo Cazzullo verbittet sich in Corriere della Sera deutsche Belehrungen:
„Deutschland duldet, wenn es um seine Gesetze geht, selbst keine Laschheit. Und gleichwohl die Bundesrepublik Flüchtlingen gegenüber auf historische Art und Weise offen ist, dauerte Angela Merkels Flüchtlingspolitik der Aufnahme nur wenige Tage. Danach wurde die Strategie gewechselt und Erdoğan bezahlt, damit er die Syrer in der Türkei festhalte, während [aus Italien einreisende] Migranten nun in das Erstankunftsland zurückgeschickt werden, vorzugsweise sediert und gefesselt. Allerdings brauchte unser Land am Vorabend einer komplizierten Verhandlung mit Europa alles außer einen diplomatischen Unfall, die Verhaftung einer jungen Frau, begleitet von einer - leider für unsere Regierung üblichen - Propaganda, als hätte man den Mafiaboss Matteo Messina Denaro oder einen anderen Schwerverbrecher ergriffen.“
Aldo Cazzullo

Keine Kommentare: