Montag, 5. November 2012

Kontroverse Marina Weisband - Spiegel

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/marina-weisbands-falsche-vorwuerfe-gegen-den-spiegel-a-865411.html

Nachdem ich beide Blogartikel und den Spiegelbericht gelesen habe, nehme ich an, dass Merlind Theile im Recht ist und das aus zwei Gründen:
 1. Der Bericht "Die gute Fee" Spiegel Nr.45, 5.11.12, S.37 ist durchaus mit Sympathie für Marina Weisband geschrieben. Formulierungen wie "Marina Weisband wirkte stets klug, aber auch etwas zu zerbrechlich für die Härte des politischen Betriebs [...] Weisband zog sich zurück aus der Bundespolitik [...] Sie hätte es dabei belassen können, aber in ihrer Erzählung klingt es, [...] als gebe es Kräfte, die stärker sind als sie" sprechen für Verständnis für Weisbands Situation: Überzeugt von den Zielen ihrer Partei, eine Zeit lang sehr erfolgreich darin, Stimmung für diese Partei zu machen, hat Weisband sich andererseits überfordert gesehen und aufgehört. Der Absturz der Piraten auf der Beliebtheitsskala aber lässt ihr die Situation in neuem Licht erscheinen, und sie fragt sich, ob sie sich der Arbeit an dem von ihr angestrebten Ziel entziehen darf. - Eine Journalistin, die Weisband hätte schaden wollen, hätte diesen Sachverhalt auch als Machtgeilheit einer Möchtegernpolitikerin darstellen können. Wenn sich Theile jetzt gegen Weisbands Kritik wehrt, spricht viel dafür, dass sie sich zu Unrecht angegriffen fühlt, wo ihr Bericht doch so positiv gemeint war.
2. Der Bericht hat seine innere Wahrheit für sich: Es ist sehr schmeichelhaft, wenn der Eindruck entsteht, man sei unersetzlich. Und wenn es außerdem um ein Ziel geht, das man selbst für wichtig hält, dann wird es schwer fallen, die Möglichkeit eines Comeback ganz auszuschließen.
Ich habe aber Verständnis für Weisbands Reaktion. Sie hat in Erinnerung, die gewichtigen Gründe, die gegen eine Rückkehr an die Spitze sprechen, weit deutlicher betont zu haben, als es im Bericht erkennbar wird. Wenn ihr jetzt Parteifreunde vorwerfen, sie fühle sich wohl als besser als alle anderen und als die gute Fee, die als einzige die Partei retten kann, will sie wohl herausstellen, dass sie viel lieber ihre Ruhe hätte.
Sie deshalb der Lüge zu zeihen, halte ich für unangemessen.

Anke Domscheit-Berg "Wir waren zu erfolgreich" in Spiegel online über die Piraten und deutsche Politik und das Internet.

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