Donnerstag, 7. Mai 2020

euro|topics: Werden die Corona-Maßnahmen zu früh gelockert?


In vielen Europäischen Ländern wie Italien, Spanien oder Ungarn wurden die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 bereits gelockert, andere wollen kommende Woche nachziehen. So sind Geschäfte vielerorts wieder geöffnet und Ausgangsbeschränkungen weniger restriktiv. Kommentatoren fürchten eine zweite Infektionswelle - manchen geht die Rückkehr zur Normalität jedoch nicht schnell genug.
MAGYAR HÍRLAP (HU)

Zweite Welle wird förmlich herausgefordert

Die Menschen in Budapest scheinen den Horror der ersten Infektionswelle schon vergessen zu haben, schreibt die regierungsnahe Magyar Hírlap:
„Verständlicherweise sind die Bürger langsam müde und der Selbstbegrenzung und dem Gefangensein überdrüssig. Der Verkehr auf den Straßen von Budapest ist fast so dicht wie früher, und das Einkaufsfieber vor dem Osterfest kam einem Biowaffen-Anschlag gleich. Die Menschen joggen nachmittags massenhaft auf der Margareteninsel, und der Ausflugsort Normafa ist Tag für Tag voll mit Menschen. Es scheint, als ob die Bürger, sobald der erste Schreck überwunden ist, sich einen noch größeren Schlag ins Gesicht - nämlich eine zweite Welle der Pandemie - wünschen würden.“
Zoltán Veczán
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THE DAILY TELEGRAPH (GB)

Öffnung geht viel zu langsam

Die britische Regierung will den Lockdown nur langsam aufheben, wie Boris Johnson gestern verkündete. Das zeugt von Feigheit, schimpft The Daily Telegraph:
„Gesellige Zusammenkünfte im Land jahrelang zu verbieten ist ein viel zu hoher Preis, wenn man damit erreicht, die Gesamtzahl der Todesfälle in diesem Jahr - alle Todesursachen eingerechnet - von 650.000 auf 600.000 zu reduzieren. Wenn jemand wirklich glaubt, die Regierung halte das für einen vertretbaren Preis, wäre das eine Sache. Man würde die Regierung für ziemlich verrückt und völlig ungeeignet halten, ein Land zu führen, aber zumindest könnte man ihren Standpunkt nachvollziehen. Doch die Wahrheit ist, dass die Regierung weiß, dass es falsch ist. Das Ganze möglicherweise noch weiter in die Länge zu ziehen, wie das die Minister und ihre Berater jeden Tag im Fernsehen vorschlagen, ist moralisch nicht zu vertreten.“
Andrew Lilico
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DE MORGEN (BE)

Bürger, benehmt euch!

Belgien lockert die Corona-Beschränkungen und erlaubt begrenzt wieder soziale Kontakte. Doch ohne die Disziplin der Bürger geht es nicht, warnt De Morgen:
„Auch wenn die große Mehrheit sich gut verhält, wird es immer eine Gruppe geben, die die Regeln missachtet. Das Corona-Virus hat gezeigt, dass es wenig Gnade kennt mit solchem Egoismus. Der Weg zu einer normaleren Gesellschaft ist ein todernstes Spiel mit drei Spielern. Einer ist das heimtückische Virus, der zweite das Vorgehen der Regierung mit seinen Qualitäten und Mängeln. Und der dritte sind wir selbst, die Bürger. Die besonderen Regeln werfen, wie immer, Fragen auf. ... Wir interpretieren das, was die Regierung von uns verlangt, am besten so einfach wie möglich: Benehmt euch. Entweder das, oder der Polizeistaat. “
Bart Eeckhout
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T24 (TR)

Reine Image-Politik von Erdoğan

In der Türkei dürfen ab dem 11. Mai wieder Einkaufszentren und Friseure öffnen, Turkish Airlines nimmt ab Ende Mai den Flugbetrieb wieder auf. Erdoğan brauchte wohl positive Schlagzeilen, meint T24:
„Da ist einerseits der Erfolg der [oppositionellen] CHP-Rathäuser, andererseits der wirtschaftliche Engpass, der uns ausnahmslos alle erwartet; der Anstieg der Arbeitslosigkeit, die ohnehin herrschende Krise. Da will Erdoğan so schnell wie möglich das Volk davon überzeugen und das Image verbreiten, dass im Kampf gegen das Virus ein Erfolg errungen wurde. ... Dabei warnen die Mitglieder des Wissenschaftsrates weiterhin. ... Die zu schnelle Rückkehr zur 'Normalität' birgt außergewöhnliche Gefahren.“
Yalçın Doğan
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