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Immer deutlicher werfen die USA China vor, über die Herkunft des Coronavirus zu lügen: Laut Außenminister Pompeo gebe es Belege, dass das Virus in einem Labor in Wuhan entstanden sei. Die Weltgesundheitsorganisation kritisiert Peking dafür, keine WHO-Mission ins Land zu lassen, hält die Vorwürfe aber für spekulativ. Kommentatoren sind ebenfalls wenig überzeugt von den Anschuldigungen.
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Gutes Ablenkungsmanöver
Das Problem bei den Anschuldigungen ist, dass man der Regierung in Washington nicht trauen kann, schreibt die Tageszeitung Die Welt:
„Donald Trump hat vom ersten Tag im Amt gelogen, dass sich die Balken biegen, und seine Aussagen bei den täglichen Corona-Pressekonferenzen rangieren zwischen fantasievoll bis bizarr. Zudem schreitet die Politisierung der US-Geheimdienste stetig voran. ... US-Medien haben in den vergangenen Wochen von zunehmendem Druck des Weißen Hauses auf die Dienste berichtet, die Trumps Theorien über die chinesische Schuld für die Pandemie erhärten sollen. Denn Trump kann gut vom eigenen Versagen in der Coronakrise ablenken, wenn er China noch mehr Schuld zuschreibt als die bisher bekannten Vertuschungen und Verzögerungen Pekings.“
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Klischees des Kalten Kriegs
Iswestija sieht einen Rückfall in die Zeit antikommunistischer Ressentiments:
„Das Tempo der konfrontativen Entwicklung nimmt zu. Es wird schwer sein, sie zu bremsen. Der Hauptantrieb ist der Wahlkampf in den USA. ... Die Anschuldigungen gegen China bekamen sofort eine klare ideologische Färbung. In fast allen Äußerungen und Dokumenten wird betont, dass China ein kommunistischer Staat ist. Der Konflikt wird sofort auf die Identitätsebene gehoben: 'Wir gegen die Anderen.' Wir sind die ehrliche, demokratische und offene Gesellschaft, die zum Opfer des für Kommunisten und autoritäre Regime üblichen Betrugs geworden ist. Das Klischee des Kalten Kriegs ist schnell reaktiviert. Nur steht jetzt an Stelle der UdSSR eben China.“
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Licht ins Dunkel bringen
Peking sollte aus eigenem Interesse ein internationales Expertenteam ins Land lassen, rät Financial Times:
„China zweifelt berechtigterweise an der Vertrauenswürdigkeit von Donald Trump. Der US-Präsident bringt ständig Verschwörungstheorien ins Spiel und verbreitet Fake News. ... Doch es wäre nicht Trump, der die Bedingungen und Regeln festlegen würde, wenn China einer internationalen Untersuchung zustimmt. Andere, darunter die Uno und die EU, deren Kommissionspräsidentin ebenfalls eine Untersuchung gefordert hat, könnten dazu beitragen, die Objektivität des Prozesses sicherzustellen. Wenn es keine unabhängige Untersuchung gibt, werden die gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen den USA und China vermutlich eskalieren und die Situation wird gefährlicher werden.“
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Peking in die Pflicht nehmen
Jetzt muss der Druck auf China erhöht werden, die Hintergründe des Pandemie-Ausbruchs offenzulegen, fordert Berlingske:
„Europas Botschaft an Chinas Präsidenten Xi Jinping muss glasklar sein: Man kann nicht alle Vorteile der Integration in den freien Welthandel genießen, wenn man sich nicht wie ein verantwortungsbewusstes Mitglied der Weltgemeinschaft benimmt. Die EU könnte folgenden kurzen Bescheid an Chinas führenden Politiker senden: Lieber Xi Jinping, stoppe die Propaganda und schließe dich einer internationalen Corona-Untersuchung an.“
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Überall auf der Welt lockern Staaten derzeit graduell den Lockdown. Andere warten beobachtend ab und fragen sich: Was ist der beste Weg zurück in die Normalität? Nicht für alle Kommentatoren ist diese Rückkehr allerdings erstrebenswert.
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Kontaktlos ist schon lange Trend
Das Virus setzt nur eine Entwicklung fort, die längst im Gange war, erklärt Schriftsteller Michel Houellebecq in einem Gastbeitrag in Corriere della Sera:
„Ich glaube keine halbe Sekunde, dass 'nichts mehr so sein wird wie früher'. ... Im Gegenteil, das Hauptresultat des Coronavirus wird eine Beschleunigung bestimmter, längst begonnener Veränderungen sein. Seit einigen Jahren haben alle technologischen Entwicklungen, seien sie klein (Video auf Abruf, kontaktlose Bezahlung) oder groß (Telearbeit, Einkaufen im Internet, soziale Medien), die Reduzierung der materiellen und vor allem der menschlichen Kontakte zum Ziel. Die Coronavirus-Epidemie bietet diesem grundsätzlichen Trend eine wunderbare Daseinsberechtigung: eine gewisse Obsoleszenz der menschlichen Beziehungen.“
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Wenn das Virus tot ist, lebt die Pandemie weiter
Die Zeit nach der Corona-Krise malt der Journalist und Künstler Igor Vidmar auf dem Onlineportal RTV Slovenija in düsteren Farben:
„Die neue Normalität wird für die entlassenen Arbeiter, die Selbstständigen in der Kultur, kleine Unternehmer, Transportunternehmen und Rentner ganz anders sein. ... Im reichen Ljubljana berichtet man bereits über Hunger! Die soziale Krise wird vielleicht schlimmer als die Krise wegen des Virus. Doch die regierenden politischen und die wirtschaftlichen Kräfte, auf der lokalen und der europäischen Ebene, interessieren sich nicht für grundlegende Reformen. Der neoliberale Kapitalismus ist unantastbar! Das Virus wird vielleicht vorbei sein, die Pandemien zerstörerischen Wachstums, der Ausbeutung und Ungleichheit nicht.“
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Zurück zu Lebensfreude und Geselligkeit
Kolumnistin Aylin Öney Tan von Hürriyet Daily News wünscht sich die alte Normalität zurück:
„Bei Frühlingsfestivals geht es unter anderem auch um Verkuppelungen. Heranwachsende Jungen und Mädchen zusammenzubringen, in der Hoffnung, dass diese ihre eigenen Familien gründen, Babys bekommen, um neu zu beginnen, um den Lebenszyklus zu erneuern, um diesen unseren Globus weiterdrehen zu lassen. ... Das ist die treibende Kraft, die uns weitermachen und hoffen lässt, dass wir zur Normalität zurückkehren werden. Doch müssen wir denn zur Normalität zurück? Meiner Meinung nach, falls zur Normalität zurückzukehren bedeutet, wieder Frühlingsfestivals zu feiern, ist die Antwort ein definitives Ja. Was die Menschheit braucht, sind Lebensfreude und Geselligkeit.“
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