Samstag, 1. September 2018

Wie reagieren wir auf den Klimawandel?

Interview mit Hans-Joachim Schellnhuber,  Deutschlands anerkanntesten Klimaforscher

Fragen (von mir formuliert) in Schrägdruck
Antworten (wörtlich, aber gekürzt) in Arial in Normaldruck


"In der Vergangenheit gab es zwei mächtige zivilisatorische Neuerungen, die Neolithische Revolution, also die Erfindung von Ackerbau und Viehzucht, und die Industrielle Revolution. Die Nachhaltigkeitsrevolution* wäre die nächste Steilstufe, die wir erklimmen könnten."

Was gibt Ihnen Hoffnung?
Zum Beispiel der Siegeszug der Erneuerbaren, eine phänomenale Erfolgsgeschichte.

Woran fehlt es?Was fehlt sind charismatische Führer, die klar sagen: ich verspreche euch nicht dass alles so bleibt wie es ist. Dass das Kilo Schweinefleisch weiter zwei Euro kostet und dass der Liter Sprit nie teurer als 1,50 wird. Ich verspreche euch im Gegenteil Anstrengungen, aber gemeinsam machen wir uns auf in eine Zukunft, von der ihr gerne ein Teil sein wollt!

Hat wissenschaftliche Beratung etwas gebracht?Beispielsweise ist das Zwei-Grad-Limit heute Völker recht.

Ist durch die Wahl Donald Trumps die Hoffnung für politische Vernunft nicht geschwächt?
Trumps Wüten führt eher dazu, dass sich die Länder unterhaken, die an die an einer Klimastabilisierung arbeiten. Und auch in den USA selbst ist die Lage differenzierter, als das mancher bei uns wahrnehmen mag. Kalifornien, für sich genommen die sechs größte Volkswirtschaft der Welt, betreibt eine sehr ehrgeizige Klimapolitik. 

Gibt es positive Zeichen außerhalb der staatlichen Politik?
Die Enzyklika ist einer der entscheidenden Impulse für den Klimaschutz in diesem Jahrhundert, und sie hat gerade erst angefangen, ihre Wirkung zu entfalten. Die katholische Kirche ist immerhin die größte Mitgliederorganisation der Welt. Dass hier Glaube und Vernunft, Religion und Wissenschaft, zusammen gearbeitet haben, ist schlicht großartig.

Weshalb geht es in Deutschland nicht voran mit der Klimapolitik?
Viele Unternehmen sind wir eigentümlich mutlos. Und die Parteien trauen sich aus Angst vor den Rechtspopulisten der AFD gar keine politische Führung mehr zu.
Wann muss der letzte Kohlemeiler vom Netz?
Mit Vorfestlegungen in die Gespräche zu gehen. ist kontraproduktiv. Andererseits ist klar dass ein Enddatum 2045, wie es der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ohne Not gefordert hat, klimawissenschaftlich keinen Sinn ergibt. Wir können viel früher in der Lausitz und den anderen Revieren zu einem guten Ende kommen – mit entsprechender Unterstützung für den Strukturwandel, für die Menschen vor Ort. Es geht schließlich nur um relativ wenige Jobs, und es gibt viele gute Ideen für den Umbau. 
Es gibt sehr viele neue Wertschöpfungsmöglichkeiten, unter anderem durch die Digitalisierung und die erneuerbaren Energien, aber auch durch die ökologische Landwirtschaft oder zukunftsfähige Bauweisen.
*Dazu sieh:

https://de.wikipedia.org/wiki/Immer_noch_eine_unbequeme_Wahrheit_%E2%80%93_Unsere_Zeit_l%C3%A4uft

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