"[...] Obwohl die Taliban stets zahlenmäßig unterlegen waren und gegen einen überlegenen Gegner heftige Verluste erlitten, finden sie auch heute noch Zulauf. Bis zu 70 000 Kämpfer stehen schätzungsweise im Dienst der militanten Gruppe. Ihren Kampf finanzieren die Taliban vor allem durch den Drogenhandel und Opiumanbau. Aber auch Steuern erheben die Islamisten in Gebieten unter ihrer Kontrolle. Fahrer, die Waren durch umkämpfte Gebiete bewegen, müssen an Straßensperren teils hohe Zölle zahlen. "Die Bauern können ihre Ernte nicht ohne einen Vertreter der Taliban abholen", erzählt etwa ein Mann aus der Provinz Kundus.
Doch was bedeutet ein möglicher Frieden mit den Taliban? Zwar fordert die afghanische Regierung stets den Beginn der Friedensgespräche, doch auch Kabul verzögert den Prozess. "Es ist unbestreitbar, dass es kein Gefühl der Dringlichkeit bei der Aufnahme der Gespräche gegeben hat", sagt Watkins. Insbesondere auch, weil Gespräche mit den Taliban in der Zivilgesellschaft und bei den afghanischen Streitkräften nicht besonders beliebt sind. Aktivistinnen etwa fürchten sich vor einer Machtteilung mit den islamistischen Taliban, die Erinnerungen an die brutale Herrschaft der Gruppe in den 1990er Jahren wecken.[...]
(FR 7.8.2020)
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