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Ohne Maske in der U-Bahn, ohne Abstand auf der Demo, in Feierlaune in der Bar... Nach Monaten der Pandemie scheint es, dass immer mehr Menschen die Einschränkungen ihres Alltags nicht länger akzeptieren wollen oder können. Kommentatoren überlegen, wie damit umzugehen ist und diskutieren dabei auch unseren Begriff von Freiheit.
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Verantwortung heißt jetzt, sich einzuschränken
Italiens Präsident Sergio Mattarella erklärte in einer Rede am Freitag, Freiheit könne nicht bedeuten, andere anzustecken. Večernji list stimmt zu:
„Auch in Italien gibt es diejenigen, die glauben, das Tragen von Schutzmasken sei unnötig und die Maßnahmen, an die man sich halten soll, seien eine Einschränkung der Freiheit. Aber die Verbreitung der Krankheit auf andere Personen ist nicht deine Freiheit. ... Freiheit bedeutet nicht, sich nicht an Auflagen zu halten, keine Masken zu tragen, sich nicht impfen zu lassen und dadurch die Gesundheit der anderen zu gefährden. Es ist traurig, wenn dies einige Politiker nicht verstehen, denn durch solch eine Haltung verteidigen sie nicht die Freiheit, sondern schaden sich selbst und anderen.“
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Der Weg zur Freiheit führt über die Vernunft
Die Aargauer Zeitung analysiert unter Bezug auf Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel:
„Freiheit, so Hegel, sei nicht einfach, das zu tun, was man wolle, sondern das tun zu können, was nach allerbestem Nachdenken als vernünftig erscheine. Dies schliesst auch den Irrtum ein, aber eben nicht blosse Willkür. ... Wie er heute die Grenze zwischen individuellen Freiheitsrechten und seuchenpolizeilichen Massnahmen ziehen würde, bleibt Spekulation. Gewiss würde er aber nicht jeden staatlichen Akt verurteilen, der darauf zielt, die Gesundheit der Menschen zu schützen. Und womöglich würde er sich über Personen ärgern, die es als ihr Freiheitsrecht ansehen, andere an Leib und Leben zu gefährden. ... Vernunft kann bedeuten, auf die Ausübung von Freiheit in der Gegenwart zu verzichten, um sie für die Zukunft zu erhalten.“
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Aufklären statt Abstempeln
Angesichts steigender Fallzahlen unter jungen Menschen und Bildern, auf denen Jugendliche ohne Abstand und Masken feiern, schieben Kritiker der Jugend bereits die Schuld an einer so genannten zweiten Welle zu. So einfach ist es nicht, mahnt El Periódico de Catalunya:
„Statt auf Strafen zu setzen, wäre der Weg der Pädagogik effektiver, und zwar mit Klarheit und Kohärenz, woran es bislang oft mangelte. Und auf jeden Fall sollte man ihnen zuhören. ... Der Arbeitsmarkt verschließt den im 21. Jahrhundert Geborenen die Türen, die Wirtschaftskrise vernebelt ihnen ihre Zukunftspläne. Und die jungen Leute haben eine Ausgangssperre hinter sich, die ihre Kontaktfreudigkeit beflügelt hat. Sie ohne nachzudenken und ohne die Gründe zu hinterfragen als verantwortungslos zu bezeichnen, hilft niemandem.“
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Genervt sind wir alle
In Berlin haben am Wochenende Zehntausende gegen die Corona-Auflagen demonstriert – vielfach, ohne diese einzuhalten. Die taz warnt davor, diese Menschen einfach als dumpf und unreflektiert abzutun:
„Dass sich Tausende einen Tag lang in einen Bus setzen, um zu einem Protest fahren, zeigt: Wir müssen ihn ernst nehmen. ... Wahrscheinlich ist es gar nicht so schwer, auch als aufgeklärter und der Wissenschaft wohlgesonnener Mensch in diese Gruppe abzurutschen. Genervt sein über den Mund-Nasen-Schutz; dazu ein gesundes Misstrauen gegenüber dem Staat oder Frust über eine Steuernachzahlung, und dann vielleicht eine gute Freundin, die ein bisschen esoterisch drauf ist und die mensch dann auf eine solche Demo begleitet. Jedenfalls ist es unmöglich geworden, den Protest – wie weite Teile der Debatte zum Umgang mit Corona – auf einem Rechts-Links-Schema einzuordnen.“
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Rücksichtslosigkeit bestrafen
Für das Tageblatt war unerträglich, dass die Protestierenden in Berlin weder Abstände einhielten noch Masken trugen:
„Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Verfassungsgut. Wenn allerdings die gesundheitlichen Auflagen dafür vorsätzlich missachtet werden, muss der Staat konsequent einschreiten. Übrigens nicht nur bei Protestaufmärschen. So war es in den letzten drei Juliwochen allein im öffentlichen Nahverkehr der [deutschen] Hauptstadt zu 30.000 Verstößen gegen die Maskenpflicht gekommen. Aber in lediglich 200 Fällen wurde ein Bußgeld verhängt. Der Ruf nach härteren Strafen wirkt angesichts dieser Praxis ziemlich hohl.“
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Eine Frage des Respekts
Primorske novice setzt auf Rücksichtnahme:
„Es zeigt sich, dass wir in der Verwandtschaft, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, auf der Arbeit und ganz allgemein einfach alle Menschen respektieren sollten, mit denen wir koexistieren. Das ist eine Frage des grundlegenden menschlichen Respekts. Das ist einfach so, wenn man allen Gutes wünscht und niemandem etwas Schlimmes zufügen möchte. Dazu gehört auch, dass man die Maßnahmen einhält, die der Erhaltung der Gesundheit dienen - unserer eigenen und der der Menschen um uns herum. In Zeiten des Coronavirus gibt es dafür einfache Maßnahmen, die bereits kleine Kinder beherrschen.“
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