|
Beschauliche Stimmung zum 70. Nato-Geburtstag ist beim Treffen der Bündnismitglieder in London nicht zu erwarten. US-Präsident Trump, der französische Präsident Macron und die Türkei haben in letzter Zeit für erheblichen Dissens in der Militärallianz gesorgt. Was steht einer erfolgreichen Zukunft der Nato im Wege?
|
|
|
| |
| |
|
70. Geburtstag mit renitenten Gästen
Drei Störenfriede könnten die Nato-Party vermasseln, erklärt der Kurier:
„Da wäre zunächst US-Präsident Trump. Was die Partner in die Allianz einzahlen, reicht ihm nach wie vor nicht. ... Da ist neuerdings auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Der geht mit dem rhetorischen Vorschlaghammer auf die Nato los. ' Hirntod' diagnostizierte er bei der Allianz ... Und da ist zu guter Letzt der türkische Präsident Erdoğan, der ohne Rücksicht auf seine Bündnispartner macht, was ihm beliebt ... Für ausreichend Zündstoff bei der Nato-Party ist also gesorgt. Doch wie es aussieht, wird das 70-jährige Geburtstagskind noch ein Stück älter werden. Denn trotz aller Kritik und innerer Krisen hat das westliche Bündnis auf dem Boden der militärischen Realität nicht an Schlagkraft verloren. Anders gesagt - oder um in Macrons Tonfall zu bleiben: nicht der Hirntod quält die Nato, eher ein Bandscheibenvorfall.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
| |
|
| | |
|
| |
| |
|
Europa völlig ideenlos
Das größte Problem der Nato sind nicht die USA, erklärt Azonnali:
„Der Hirntod ist nicht in Washington, sondern in Europa, das einstweilen offensichtlich ideenlos vor der Frage steht, wie es seit 1918 zum ersten Mal selbst - ohne die USA - Frieden auf dem Kontinent schaffen soll. Europa ist heute ebenso wenig fähig dazu wie seit eh und je. ... Wenn Trump die europäischen Nato-Mitglieder unter Druck setzt, damit sie endlich einen größeren Beitrag zum militärischen Bündnis leisten, weist er darauf hin, dass Europa ohne die USA auch heute noch wehrlos ist. ... Da die europäische Ära der Weltgeschichte langsam zu Ende geht, haben die USA am Ordnung-Schaffen in Europa kein so starkes Interesse mehr wie 1918, 1945 oder nach 1989; weder im geopolitischen, noch im moralischen Sinne.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
| |
|
| | |
|
| |
| |
|
Ohne die russische Bedrohung geht nichts
Dass die Nato am ewigen Feindbild Russland festhält, ist für Kommersant ein Zeichen von Altersstarrsinn:
„Russland gehört nicht zu den fünf Ländern mit dem größten Militärhaushalt. Vor dem Londoner Gipfel hat es sogar ein Moratorium für die Aufstellung von Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa vorgeschlagen. Überhaupt gibt sich Moskau alle Mühe, den Natostaaten keinen Vorwand zu geben, es aggressiver Ansinnen zu verdächtigen. ... Natürlich bleibt 'die russische Bedrohung' für Nato-Funktionäre eine wichtige Floskel. ... Auch wenn keiner mehr ernsthaft daran glaubt. ... In ihrer langen Verbundenheit mit dem russischen Thema erinnert die Allianz zunehmend an einen sklerotischen alten Gentleman, der zu seiner Geliebten kommt, aber vergessen hat, warum.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
| |
|
| | |
|
| |
| |
|
Eine starke EU für eine starke Nato
Politiken glaubt, dass ein engagiertes Europa der Nato nur zugutekommen kann:
„Die Zweifel am Engagement der USA kann man nicht allein auf Trump reduzieren. Auch kommende US-Präsidenten werden einen höheren europäischen Beitrag einfordern. Die Nato funktioniert militärisch, aber trifft auf politische Zweifel. Beim Jubiläum sollten sich die Partner, inklusive der türkischen Regierung, einigen, die demokratische freie Gesellschaft weiter zu verteidigen und aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig besteht der Bedarf, dass die EU schrittweise mehr Verantwortung für ihre eigene Sicherheit übernimmt. Das ist einfacher gesagt als getan. Deutlich teurer. Und extrem verpflichtend. Eine geringere Abhängigkeit von den USA und der Türkei ist derzeit verlockend, und die Stärke der sicherheitspolitischen Dimension seitens der EU der beste Beitrag für eine weiterhin starke Nato.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
|
|
|
Teilen auf
| | | | | |
|
Zur Abschlusserklärung der Nato (FAZ) |
|
|
|
Emmanuel Macron hat eine neue Russlandpolitik der EU angemahnt und möchte das russische Angebot eines Moratoriums für Mittelstreckenraketen prüfen. Die Nato hatte dies bisher abgelehnt. Kommentatoren sind überhaupt nicht begeistert vom Vorstoß des französischen Präsidenten.
|
|
|
| |
| |
|
Paris spaltet Nato und EU
Macron vollzieht einen bündnispolitischen Amoklauf, schimpft der Deutschlandfunk:
„Macron will offensichtlich ohne Rücksicht auf seine Partner in Nato und Europäischer Union das Verhältnis zu Putin normalisieren, ohne dass dieser auch nur ein einziges Zugeständnis gemacht hat. Es ist an Putin, seine internationale Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, nachdem er sie durch seine aggressive Außen- und Sicherheitspolitik massiv beschädigt hat. Es ist richtig, dass Kanzlerin Merkel darauf hingewiesen hat, dass eine Verteidigung Europas ohne die Nato nicht möglich ist, und die skandinavischen und osteuropäischen Staaten stimmen dem vehement zu. Ihnen ist die forcierte Annäherung Macrons an Putin ein Graus. So spaltet die Außenpolitik Macrons die Nato und die Europäische Union.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
| |
|
| | |
|
| |
| |
|
Neue Distanz zu den USA
Macrons Nähe zu Russland beunruhigt Ukrajinska Prawda ebenso wie die Distanz zu den USA:
„Bisher waren sich alle Nato-Mitglieder einig: Putin beendete den [INF-] Vertrag, denn es war Moskau, das sich nicht mehr an ihn hielt. Und so befürworteten alle Nato-Mitglieder die Entscheidung der USA, aus einem Vertrag, der nicht eingehalten wird, auszusteigen. Aber jetzt hat der Präsident von Frankreich seine Meinung geändert. Zwar ist er auch der Auffassung, dass Russland gegen diesen Vertrag verstoßen habe, beschuldigte dann aber Trump der gedankenlosen Zerstörung des Abkommens.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
| |
|
| | |
|
| |
| |
|
Angst an der Ostflanke
Für Gândul ist nun Trump gefragt, um die Gemüter zu beruhigen:
„Wie werden die baltischen Staaten und Polen auf die Erklärung Macrons reagieren? Wird Rumänien, das ebenso direkt betroffen ist, einen Standpunkt haben? Es bleibt abzuwarten, welche Zusicherungen der US-Präsident Polen, Rumänien und den baltischen Staaten bei einem Arbeitsessen machen wird und ob es dem Anführer im Weißen Haus gelingt, die Ängste, die der französische Präsident an der Ostflanke mit seinen Behauptungen entfacht hat, abzuschwächen.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
| |
|
| | |
|
| |
| |
|
Merkels schwacher Abgang
Der Streit zwischen Macron und Merkel wird auf internationaler Ebene ausgetragen, dabei ist das Drama ein innerdeutsches, glaubt Berlin-Korrespondentin Tonia Mastrobuoni in La Repubblica:
„Natürlich ist die derzeitige Scheidung zwischen zwei strategischen Partnern wie Paris und Berlin ein Drama für den gesamten Kontinent. Doch vor allem - und noch schlimmer - macht Macrons starkes Auftreten die verheerende Lähmung der vierten und letzten Regierungszeit Merkels deutlich. Eben jener Regierungsperiode, die im Zeichen des Vermächtnis stehen sollte, des Erbes für Europa, und welche sich nun auf dieser Ebene als die am wenigsten ehrgeizige erweist. Merkel wird von einer durch innere Fehden zerrissenen CDU und von einer epochalen Identitätskrise gelähmt, die ihre designierte Erbin Annegret Kramp-Karrenbauer zu stürzen droht.“
| |
|
|
Teilen auf
| | | | | | |
|
|
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen