Freitag, 19. April 2019

euro|topics: Klimaaktivistin Greta Thunberg trifft Papst


Greta Thunberg hat dem Papst am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz eine Einladung zur Teilnahme am Klimastreik überreicht. Franziskus forderte die Aktivistin auf, ihren Kampf gegen den Klimawandel fortzusetzen. Während sich einige Kommentatoren über das Treffen freuen, haben andere nur Spott übrig.
TAZ, DIE TAGESZEITUNG (DE)

Unterstützung von ganz oben kann helfen

Warum Greta den Papst trifft, weiß die taz:
„Ganz einfach: Franziskus hat größeren Einfluss auf die Menschen als Politik. ... Rund 700.000 Mitglieder haben die katholischen Jugendverbände [in Deutschland], und das, obwohl es spätestens, seitdem die Missbrauchsfälle aufgedeckt wurden, gar nicht mehr so einfach ist, anderen zu erzählen, dass man katholisch oder sogar ehrenamtlich in der Jugendarbeit aktiv ist. ... Die Jugend muss auch den Papst mal leiten können. Sonst stirbt die Kirche endgültig aus. Dadurch würde aber ein wichtiges internationales Kommunikationsmittel verloren gehen. Glaube, Kirche und der Papst verbinden. Greta kann in Franziskus eine wichtige Stütze finden, die Gläubigen den Klimaschutz näherbringen und Initiativen in Gemeinden ins Rollen bringen kann.“
Vanessa Paschinski
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LA REPUBBLICA (IT)

Klima hat auch für Franziskus höchste Priorität

Franziskus nimmt das Mädchen ernst, freut sich La Repubblica:
„Der päpstliche Segen ist auch auf die Beharrlichkeit des jungen Mädchens zurückzuführen. Ihre Entschlossenheit ist bekannt: Monatelang hat sie jeden Freitag bei Wind und Wetter vor dem Stockholmer Parlament demonstriert und Maßnahmen gegen den Klimawandel gefordert. ... Das Klima steht ganz oben auf der Liste von Franziskus: Es gibt kein Christentum für ihn ohne Rücksicht auf die Umwelt. Das werden auch diejenigen einsehen müssen, die ihn beschuldigen, Umweltfragen den doktrinären zu unterwerfen. Die Enzyklika Laudato si besagt, dass, wenn es im Vatikan ein Regierungsprogramm gibt, die Umwelt zu dessen Eckpfeilern gehört.“
Paolo Rodari
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LIDOVÉ NOVINY (CZ)

Lächerlicher Kult

Spöttisch äußert sich Lidové noviny über den Besuch:
„Jetzt hat nun auch der Papst Greta empfangen, womit er Ostern einen speziellen Glanz verlieh. Letzten Sonntag verglich sie der Berliner Bischof Koch mit Jesus. Welche Emotionen! Wenn sich mancher bei Greta an den Einzug von Jesus in Jerusalem erinnert fühlt, könnte das am Ende noch jemand wörtlich nehmen und sie kreuzigen. Aber was wäre, wenn sie dann auch noch von den Toten wiederauferstehen würde? Das wäre ein Gymnasiasten-Humor, den die Schüler bestimmt verstehen.“
Zbyněk Petráček
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Analogien zwischen dem Brand von Notre Dame und dem Klimawandel
In Notre Dame wurde ein Feueralarm ausgelöst. Man suchte nach und fand nichts.
Das was vorlag, war so unscheinbar, dass man es nicht entdecken konnte, wenn man nicht wusste, was genau man suchen musste und wo in etwa es zu finden wäre.
Nach dem zweiten Alarm schließlich wurde das Feuer entdeckt und allgemeiner Alarm ausgelöst. Hunderte kamen um zu helfen. Fragwürdige Lösungen wie Löschflugzeuge, die tonnenweise Wasser hätten ablassen können, wurden verworfen, weil sie vermutlich noch mehr Zerstörungen hätten anrichten können. Schließlich war der größte Brandherd eingedämmt. Wenige Minuten später hätten die Haupttürme einstürzen können.

Noch musste Brandwache gehalten werden, weil nicht bekannt war, ob und wo noch etwas glimmte, das das Feuer von neuem hätte aufflammen lassen können. Da war schon die Spendenbereitschaft groß. 500 Millionen Euro von Privaten, in 5 Jahren wird die Kirche wieder hergestellt sein, versprach der Staatspräsident.

Auffallend ist die Analogie zum Klimawandel.
Es gibt Warnzeichen: Die menschliche Zivilisation zerstört ihre Lebensgrundlagen: Es erscheint "Der stumme Frühling" als Warnung vor DDT und dem Insekten- und Vogelsterben, das es auslöste. Mit dem Verbot von DDT konnte das eingedämmt werden. "Falscher Alarm!" - Dann erscheint "Die Grenzen des Wachstums": Die Ressourcen auf der Erde sind begrenzt. Nur Regelkreise bleiben über kosmische Zeiten hin aufrechterhalten. Dauerhaftes exponentielles Wachstum muss zur Katastrophe führen.
"Falscher Alarm!" Es gibt Ersatzstoffe, selbst das vielseitige Erdöl, das besonders früh auszugehen drohte, kann über Fracking im Überschuss produziert werden, so dass die Preise fallen.
Wir reden zwar weiter von Nachhaltigkeit, fühlen uns aber sicher, dass irgendwo eine neue technische Lösung einen Ausweg bietet.

Jetzt wird von 12 Jahren gesprochen, die noch bleiben, um ein Kippen zu verhindern.
Ein beängstigend kleines Zeitfenster.
Nun: selbst wenn ein Turm stürzt, kann man ihn wieder aufbauen. In Stunden der Not wächst die Hilfsbereitschaft.

Doch hier endet die Analogie. Nach dem Zusammenbruch eines Wachstumszyklus gibt es zwar einen Neuaufbau, aber unter geänderten Bedingungen. Die Natur regeneriert sich. Aber ob danach für die Menschheit noch Platz ist, bleibt unklar.
Wir wissen nicht, wie die Regeneration stattfinden wird, und haben nicht die Zeit, ein paar Millionen Jahre abzuwarten, bis vielleicht wieder Platz für die Menschheit ist. (Fonty)


Selbst der zynische Vergleich von Greta mit Jesus macht auf interessante Analogien aufmerksam. 
Zbyněk Petráček schreibt in Lidové noviny: "Wenn sich mancher bei Greta an den Einzug von Jesus in Jerusalem erinnert fühlt, könnte das am Ende noch jemand wörtlich nehmen und sie kreuzigen. Aber was wäre, wenn sie dann auch noch von den Toten wiederauferstehen würde?"
Nach biblischer Überlieferung hat Jesus gesagt: "Was ihr getan habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan." 
Die Staaten des Nordens nehmen die Gefahr, die manchen Südseeinseln droht (völlige Überschwemmung) nicht ernst. Es betrifft ja nicht sie. Ja, manche Folgen des Klimawandels könnten sich für nördliche Staaten sogar (kurzfristig) als vorteilhaft erweisen, so eisfreie Passagen im Nordpolarmeer.
So werden die Folgen der Umweltsünden der Industrieländer auf einen Unschuldigen abgeladen, die Südseeinselstaaten, die gewiss den allergeringsten Anteil an der Verstärkung des Treibhauseffektes haben. 
Damit hat man einen unschuldigen Sündenbock gefunden, der stellvertretend für die Sünden der anderen büßen muss. 
Wir wissen, dass nach christlichem Verständnis (übrigens in leicht abgewandelter Form auch nach muslimischem) Jesus am Ende der Zeiten als Weltenrichter auftreten wird.
Dann würde das Wort "Was ihr getan habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan" eine für die Industrieländer peinliche Bedeutung annehmen. Sie hätten den Weltenrichter zum Sündenbock gemacht. 

Genug der Analogiensuche. Dass diejenigen, die gegenwärtig Greta Thunberg als Retterin in der Not ansehen, es ihr sehr übel nehmen würden, wenn die ungerechtfertigten Heilserwartungen, die sie in sie setzen, enttäuscht werden und Gretas Warnungen sich als nur zu gut begründet erweisen, ist nicht unwahrscheinlich, sondern eine geradezu nahe liegende Reaktion. Denn wenn wir unser Verhalten nicht ändern, wollen wir doch, wenn dann die Katastrophe eintritt, nicht selbst schuld daran gewesen sein. (Fonty)

Gretas Ansprache in Rom (Englisch)
Bilder vom Marsch
Greta Thunberg saluta piazza del Popolo in occasione del discorso che l'attivista svedese ha tenuto a Roma per lo sciopero globale del clima. A far da sfondo alla piazza è il colore verde dello striscione di Greenpeace, sulla sinistra le biciclette che alimentano il palco grazie ai 128 'bikers' che hanno creato così energia sostenibile. Migliaia i giovani con cartelli in mano, proprio come la giovane Greta.

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