Donnerstag, 7. November 2024

euro|topics: Trump wird US-Präsident: Was macht Europa?

Ab 2025 regiert in den USA mit Donald Trump ein Präsident, dem die meisten Europäer skeptisch gegenüberstehen. Denn Umfragen zeigen: Eine große Mehrheit der EU-Bürger hätte Kamala Harris bevorzugt. Was das Wahlergebnis für Europa bedeutet, analysiert die Presse.

Tages-Anzeiger (CH)

Albtraumszenario für Brüssel

Der Tages-Anzeiger sieht EU und Nato von Trumps Sieg kalt erwischt:

„Der Zweifel schwingt mit, dass Donald Trump wirklich der Mann ist, der auf Kooperationen setzt. Für ihn gibt es nur einen Sieger, und der muss Amerika heissen. Im Wahlkampf hat er zum Schutz der US-Wirtschaft vor Konkurrenz alle möglichen Zölle angekündigt, die auch Europas Wirtschaft wehtun dürften. Das Albtraumszenario für Brüssel und die meisten europäischen Regierungen ist eingetreten. Es rächt sich jetzt, dass man sich bei EU und Nato nicht wirklich auf ein Comeback vorbereitet hat.“

Stephan Israel
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Echo24 (CZ)

Vielleicht ein heilsamer Schock

Trumps neuerliche Amtsübernahme birgt für die Europäer auch Chancen, glaubt Echo24:

„Europa wird es mit dem Wechsel der amerikanischen Regierung sicherlich nicht leicht haben. Es ist zu erwarten, dass Donald Trump die amerikanischen Interessen vehement verteidigen wird. Nach dem wirtschaftlichen Abschwung aufgrund der Umsetzung des Green Deal könnten US-Zölle ein weiterer Schlag sein. Aber all dies könnte zu einer Änderung der Politik der EU und zu einer erzwungenen Schockbehandlung führen. Die USA haben Europa schon viele Male gerettet, und paradoxerweise kann Trumps überzeugender Wahlsieg dazu beitragen.“

Dalibor Balšínek
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De Morgen (BE)

Harte Prüfung auf Herz und Nieren

De Morgen hegt Zweifel, ob sich Europa über die eigene Identität im Klaren ist:

„Das größte Risiko besteht darin, dass wir Europäer die Robustheit unserer eigenen Sozial- und Rechtsstaaten überschätzen. Wenn Trump Geschäfte machen wird mit Putin & Co. und seinen eigenen Rechtsstaat aushöhlen wird, verteidigen wir Europäer dann noch einmütig unsere liberale Demokratie? Wahlergebnisse von Deutschland bis Schweden und Regierungen von Italien bis in die Niederlande legen etwas anderes nahe. Ja, wir werden in die eigene Verteidigung investieren müssen. Aber grundlegender ist die Frage, welches Europa, welche Union wir denn genau verteidigen wollen. Die Antwort darauf darf nicht länger unverbindlich sein.“

Bart Eeckhout
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Frankfurter Rundschau (DE)

EU muss jetzt durchstarten

Auch die Frankfurter Rundschau sieht Europa immer noch nicht ausreichend auf eine erneute Präsidentschaft Trumps vorbereitet:

„Die EU wird in einer ruppigeren Welt nur bestehen, wenn sie endlich lange aufgeschobene Reformen auf den Weg bringt wie das Ende des Einstimmigkeitsprinzips, um politische Entscheidungen zu beschleunigen ... . Einbußen beim Handel mit dem wichtigsten Partner USA werden sie nur verhindern können, wenn sie sich enger an die USA binden. Das wiederum wird den Konflikt mit China verschärfen. Mögliche Rückgänge beim europäischen Export müssten dann kompensiert werden, indem sich Europa andere Märkte in Afrika und Asien erschließt. Die Verteidigungspolitik bleibt für die EU-Staaten die größte Herausforderung. Trump wird erneut verlangen, dass die Europäer mehr Geld in ihre Armeen investieren.“

Andreas Schwarzkopf
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G4Media.ro (RO)

Auftrieb für Moskaus trojanische Pferde

Antieuropäische Kräfte wittern nun eine Chance, befürchtet G4Media.ro:

„Alle diese für Moskau nützlichen Idioten werden sich morgen in große Pro-Amerikaner verwandeln. … Dies vergrößert die ideologische Verwirrung und hilft Russland, seine Einflüsterer als pro-amerikanisch zu tarnen. Dass Trump die souveränistischen Bewegungen ermutigt, ist [kurz vor der Präsidentschafts- und Parlamentswahl] keine gute Nachricht für Rumänien. Sie bestehen vor allem aus extremistischen, antieuropäischen und antiwestlichen Parteien, wie AUR in Rumänien oder Fidesz in Ungarn. Orbán ist schon das trojanische Pferd Russlands in der EU, und von heute an ist er Trumps Apostel in Europa. Kurzum, Trumps Sieg bedeutet auch die 'Normalisierung' dieser Figuren.“

Dan Tapalaga
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Rzeczpospolita (PL)

Wer führt jetzt den Westen?

Rzeczpospolita sieht ein Vakuum:

„Es gibt in Europa derzeit keine Führungspersönlichkeit, die in der Lage wäre, die Führung der westlichen Gemeinschaft zu übernehmen, wenn Trump, gemäß seiner isolationistischen Doktrin, den Platz frei lässt. Frankreich und Deutschland befinden sich in schweren politischen Krisen. Der britische Premier hat zwar nach den letzten Wahlen ein starkes Mandat, aber es ist unwahrscheinlich, dass er außerhalb der EU eine solche Führungsrolle übernehmen kann. In Polen verfügt die Regierung von Donald Tusk und Chefdiplomat Radosław Sikorski über ein starkes Mandat, aber es stellt sich die Frage, ob die innenpolitischen Herausforderungen es ihnen erlauben werden, die historische Chance zu ergreifen und eine Rolle weit über Polens internationalem Gewicht zu spielen.“

Michał Szułdrzyński
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